Wer heutzutage Geld anlegen will, kann zwischen unzähligen Finanzdienstleistern wählen. Eine große Auswahl findet man auf sicheregeldanlage.info. Aber auch vor dieser Branche macht der Trend zur Depersonalisierung nicht halt. Denn unternehmerisch denkt heutzutage nur noch, wer seine Produkte und Dienstleistungen personalsparend weitest möglich automatisiert. Sämtliche elektronischen Technologien, die im Finanzdienstleistungsbereich zur Automatisierung beitragen, fallen unter die Sammelbezeichnung „FinTech“ (Financial Technology).
Dazu gehören auch bereits bekannte Techniken wie etwa mobile und webbasierte Zahlungssysteme. Die Privatkundenbetreuung (oder auf neudeutsch das „Retailbanking“) vom simplen Girokonto bis zu komplexen Anlageallokationen kann heutzutage komplett online und dort ebenso schnell wie unkompliziert durchgeführt werden.
Robo-Advising
Inzwischen gibt es sogar sehr ausgereifte Online-Rechnungsprogramme. Dazu passt perfekt ein aus den USA stammender neuer Trend: das sogenannte Robo-Advising.
Was versteht man unter Robo-Advising?
Ohne jeglichen Personaleinsatz übernehmen Computer die automatisierte Anlageberatung. Nach Eingabe der wichtigsten Daten entscheidet der Rechner, wie das Wertpapier-Portfolio des jeweiligen Anlegers idealerweise auszusehen hat.
Dabei überwacht der Rechner stets die Optimierung der Anlageergebnisse und agiert auf Wunsch auch völlig selbständig im Sinne des Anlegers.
Insbesondere die in Frankfurt ansässigen Startup-Kreditinstitute setzen in zunehmendem Maße auf diese neue Technik und es wird sicherlich nicht mehr allzu lange dauern, bis auch die traditionellen Kreditinstitute auf diesen Zug aufspringen.
Die Kosten des Robo-Advisings – Kleinanleger werden benachteiligt
Die Gebührenstruktur ist derzeit bei sämtlichen Anbietern von Robo-Advising recht ähnlich und liegt bei etwa einem Prozent der Anlagesumme pro Jahr.
Je mehr Geld angelegt wird, desto niedriger fällt dieser Prozentsatz aus.
Dies erscheint insbesondere bei kleineren Beträgen unter 50.000 Euro unverhältnismäßig hoch, denn schließlich entstehen dem Finanzdienstleister kaum Unkosten.
Robo-Advisor Financescout 24
Wer dort weniger als 50.000 Euro anlegt, muss 1,25 Prozent Jahresgebühren bezahlen, ab einer Summe von 250.000 Euro sinkt diese Gebühr dann auf 0,5 Prozent. Hinzu kommen jeweils ETF-Gebühren in Höhe von etwa einem Viertel bis zu einem halben Prozent.
Wer dort also 49.000 Euro anlegt, muss mit rund 700 Euro jährlichen Gebühren rechnen.
Finanzdienstleister vaamo
Der ebenfalls voll auf Robo-Advising setzende Finanzdienstleister vaamo verlangt für seinen Service zwischen 0,49 und 0,99 Prozent, auch hier abhängig vom eingesetzten Kapital. Eine Geldanlage von unter 30.000 Euro bei vaamo kostet damit jährlich knapp 1 Prozent Gebühren zuzüglich Fondsgebühren von einem knappen halben Prozent.
Wer also bei vaamo beispielsweise 29.000 Euro anlegt, muss etwa 290 Euro Jahresbeitrag miteinkalkulieren – zuzüglich etwaiger fondabhängiger Gebühren sowie optionaler Zusatzdienste wie der telefonischen Zusatzberatung.
Datenschutz – Trau, schau, wem?
Ein weiterer Schwachpunkt des Robo-Advisors ist die Datensicherheit. Wer weiß schon, wer im Internet Zugriff auf die persönlichen Daten hat und ob der Robo-Advisor vor Hackerangriffen ausreichend geschützt ist?
Auch genügt ja schon ein kleiner Algorithmus Fehler oder eine einzige falsche Eingabe durch den Systembetreuer, und schon könnte der Robo-Advisor kalkulatorisch voll daneben liegen – mit drastischen Konsequenzen für den Anleger.
Sinnvoll ist der Robo-Advisor sicherlich bei der Vereinfachung von Verwaltungsfunktionen der eingerichteten Depots, zur automatisierten Abwicklung von Aufträgen sowie der Bereitstellung relevanter Informationen. Aber ob er einen erfahrenen Finanzberater in Gänze ersetzen kann, wird erst die Zukunft zeigen.
Der deutsche Robo-Advisor Quirion – beispielhaft für viele
Die Quirin Bank hat mit Quirion einen Ableger installiert, der neben der herkömmlichen telefonischen Beratung zwei Varianten des automatisierten Robo-Advisings anbietet. Diese sind vor allem für Kunden interessant, welche sich zwar ein wenig für das Marktgeschehen interessieren, aber weder Zeit noch Lust dazu haben, ein eigenes Portfolio zusammenzustellen.
Bei Quirion haben Investoren die Wahl zwischen
- einer einstellbaren Zielrendite und
- einem bestimmten Marktszenario.
Bei der ersten Variante können Sie die Zielrendite in zehn Stufen von 3,4 bis 8,1 Prozent wählen. Dadurch steigt der Aktienanteil der Anlagesumme entsprechend von Null bis 100 Prozent.
Bei der Marktszenario-Variante soll der Kunde selber Vermutungen über die Marktentwicklung äußern, etwa ob er einen Grexit oder eine Leitzinserhöhung für wahrscheinlich hält. Diese Aussagen verwendet der Robo-Advisor dann zur Ausgestaltung des Kunden-Portfolios.
Für jede dieser beiden Varianten fallen derzeit Jahresgebühren in Höhe von derzeit 0,48 Prozent der eingesetzten Kapitalsumme an. Wer einen zweiten Strategiewechsel innerhalb eines Jahres vornimmt, berappt zusätzliche 5o Euro und für eine telefonische Beratung werden 150 Euro pro Stunde fällig.
Ein stolzer Preis für den persönlichen Kontakt, welcher wohl eher abschrecken soll und bei anderen Anbietern von Robo-Advising ebenso übertrieben erscheint.
Vollmundige Versprechungen und hohe Gebühren
Insgesamt erscheinen die Kalkulationen der Robo-Advisor zu optimistisch: Viele versprechen eine mindestens vierprozentige Verzinsung, und das nach Abzug sämtlicher Kosten sowie bei einem gerade mal 20prozentigem Aktienanteil des Portfolios – eine mehr als vollmundige Behauptung angesichts der seit vielen Jahren andauernden Niedrigzinspolitik und des insgesamt hochvolatilen Marktumfelds.
Nach dem derzeitigen Stand ist das Robo-Advising vornehmlich für Kapitalanleger interessant, die
- über sehr hohe Investitionssummen verfügen,
- zumindest ein wenig Ahnung vom Finanzmarkt mitbringen und
- einfach nur zu wenig Zeit haben, sich selber darum zu kümmern.
Fachunkundige Investoren und Kleinanleger sind hingegen– zumindest nach dem derzeitigen Stand von Technik und Gebührensätzen – bei einer vertrauenswürdigen Fachkraft aus Fleisch und Blut immer noch weitaus besser aufgehoben.
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