Abschreibungen
Wenn Ihr eure Einkommensteuererklärung macht, werdet Ihr sicherlich schon mal auf den Posten Abschreibungen getroffen sein. Wie kann man Abschreibungen buchen? Alles Wissenswerte in den folgenden Abschnitten.
Inhaltsverzeichnis
1. Was bedeutet Abschreibung?
Ganz allgemein definiert sich die Abschreibung mit der planmäßigen/außerplanmäßigen Wertreduzierung von Vermögenswerten.
Jeder Wertgegenstand verliert nach einer gewissen Zeit an Wert, wie zum Beispiel auch ein Auto, ein Computer oder eine Immobilie (z.B. Gebäude). Genauso verhält es sich mit dem Unternehmensvermögen.
Die Wertminderung kann durch folgende Faktoren beeinflusst werden:
- Alterung
- Verschleiß
- Unfallschäden
- Preisverfall
Die Abschreibung orientiert sich an betriebswirtschaftlichen Punkten. Sie wird unter handels- und steuerrechtlichen Gesichtspunkten betrachtet. Die Abschreibungen ist auch gleichzeitig ein Anhaltspunkt für die Gewinnermittlung des Unternehmens.
Der Wertverlust durch Abnutzung (steuerlich absetzbar) unterliegt anderen Regelungen als die betriebswirtschaftliche Abschreibung.
Warum führt man Abschreibungen durch?
- aktuelle Wertermittlung des Unternehmensvermögens
- Wertverlust durch Verschleiß/Alterung wird in Buchhaltung nachvollziehbar → Anpassung der Preiskalkulation
- große Anschaffungen wie zum Beispiel Maschinen werden über mehrere Jahre abgeschrieben (Nutzungsdauer) → Indiz für Wertverzehr über Jahre hinweg
2. Welche Methoden der Abschreibung gibt es?
| 1. Direkte Abschreibung | 2. Indirekte Abschreibung |
| »Vermögensposten wird in der Bilanz direkt um Wert der Aufwendung vermindert»alle zurückliegenden Positionen werden auf einmal um den jeweiligen Betrag reduziert | »Bildung eines Posten zur so genannten Wertberichtigung»auf ihn werden alle zukünftigen Abschreibungen angewandt»Sammlung dieser Positionen als Wertberichtigungsposten → Abschreibungen buchen als negative Position (aktivseitig) oder positive Position (passivseitig) |
Wie wird eine Abschreibung durchgeführt?
Es herrscht der Irrglaube, dass eine Abschreibung erst dann beginnt, wenn man den Artikel wirklich benutzt.
Das ist falsch!
Ab dem Kauf, beispielsweise einer PC-Servers für das Unternehmen, beginnt der betriebswirtschaftliche Prozess der Abschreibung.
Mit der folgenden Formel wird die Abschreibung ab dem ersten Tag berechnet (monatsgenau):
Jahresabschreibungsbetrag = (1/12) x abzuschreibenede Monate
3. Beispiel einer Abschreibung
Beim Kauf einer Computeranlage können im ersten Jahr maximal 3.000 Euro abgeschrieben werden. Bis Ende des Geschäftsjahres sind es nur noch 4 Monate.
3.000 € = (1/12) x 4
Entspricht: 1.000 Euro Abschreibungsbetrag, für das laufende Geschäftsjahres
…und wann endet die Abschreibung?
Die Abschreibungen endet erst wenn der Wertgegenstand:
- verkauft
- entsorgt
- verloren
wurde.
Ausnahmen:
- Wertgegenstand wird nach Vollabschreibung (übliche Nutzungsdauer) weiterhin im Unternehmen genutzt
- Geldeinehit (GE) wird für diesen Gegenstand in der Buchhaltung mit dem Erinnerungswert 1,00 belegt
Ursachen von Abschreibungen
Aus der folgenden Aufzählung werden die Kernursachen für Abschreibungen ersichtlich:
- Abnutzung durch Gebrauch (verbrauchsbedingt)
- Verschleiß/Abbau (zeitlich bedingt)
- technischer Fortschritt (wirtschaftlich bedingt)
- Ablauf von Nutzungs-/Schutzrechten (rechtlich bedingt)
- Witterungseinflüsse (witterungsbedingt)
4. Welche Arten der Abschreibung gibt es?
Es gibt verschiedene Arten der Abschreibung wie etwa Abschreibungen auf Sachanlagen oder auf Immobilien (z.B. ein GWG-Gebäude).
a) lineare Abschreibung
- Wertgegenstand wird über einen längeren Zeitraum abgeschrieben
- es wird ein gleichbleibender Prozentsatz (jährlich) zugrunde gelegt
- diesem dient immer der Anschaffungspreis/Anfangswert als Grundlage
BEISPIEL:
Eine Baumaschine mit 120.000 Euro Anschaffungswert wird jährlich mit 12.000 Euro (zehn Prozent) abgeschrieben. Nach der Methode der linearen Abschreibung ist sie nach zehn Jahren komplett abgeschrieben.
b) degressive Abschreibung
- Wertgegenstand wird über einen längeren Zeitraum abgeschrieben
- es wird ein gleichbleibender Prozentsatz (jährlich) zugrunde gelegt
- dieser wird jeweils immer auf den jährlichen Buchwert (inklusive Abschreibungsbetrag des Vorjahres) angewandt
- Abschreibungsbetrag vermindert sich dadurch jährlich
BEISPIEL:
Eine Computeranlage mit dem Anschaffungswert von 15.000 Euro über eine Zeitraum von sieben Jahren mit 15 Prozent abgeschrieben.
Daraus ergibt sich folgende Übersicht
| Jahr | Abschreibung | Restbuchwert |
| 0 | 0,00 € | 15.000,00 € |
| 1 | 2.250,00 € | 12.750,00 € |
| 2 | 1.912,50 € | 10.837,50 € |
| 3 | 1.625,63 € | 9.211,87 € |
| 4 | 1.381,78 € | 7.830,09 € |
| 5 | 1.174,51 € | 6.655,58 € |
| 6 | 998,34 € | 5.657,24 € |
| 7 | 848,59 € | 4.808,65 € |
VORTEIL: am Beginn der Abschreibungsphase können hohe Beträge steuermindernd abgeschrieben werden → Abschreibung dauert
Es gibt allerdings noch weitere Arten der Abschreibung, die spezialisiert auf die Bedürfnisse von Unternehmen angewendet werden können.
5. Weitere Abschreibungsarten
1. Arithmetisch-Degressive Abschreibung
- Abschreibungsbetrag wird jährlich um einem festen Betrag reduziert
- aus dem Quotienten der zu erwartenden Nutzungsjahre ergibt sich der Zeitraum der Abschreibung
- zum Ende der Nutzungsdauer ist der Gegenstand komplett abgeschrieben
BEISPIEL:
Quotient wird folgendermaßen errechnet (bei sieben Jahren):
1+2+3+4 … 7 = 28
Bei Anschaffungspreis einer Digitaldruckmaschine im Wert von 21.000,00 Euro ergibt sich so eine Abschreibungsreduzierung von:
21.000,00 / 28 = 750,00
Grundlage: 40 Prozent Abschreibung im Jahr
| Jahr | Abschreibung | Restbuchwert |
| 0 | 0,00 € | 21.000,00 € |
| 1 | 5.250,00 € | 15.750,00 € |
| 2 | 4.500,00 € | 11.250,00 € |
| 3 | 3.750,00 € | 7.500,00 € |
| 4 | 3.000,00 € | 4.500,00 € |
| 5 | 2.250,00 € | 2.250,00 € |
| 6 | 1.500,00 € | 750,00 € |
| 7 | 749,00 € | 1,00 € |
Nach sieben Jahren ist die Maschine nach dieser Abschreibungen komplett abgeschrieben.
2. Progressive Abschreibung
Entscheidender Unterschied zu den anderen Arten ist, dass hier mit steigender Nutzungsdauer höhere Abschreibungen zugrunde gelegt werden
Begründung: → steigender Wertverlust
BEISPIEL:
Legt man erneut das Beispiel mit der Digitaldruckmaschine zugrunde ergibt sich folgender Sachverhalt:
- Abschreibung erhöht sich jährlich um 750,00 € (Quotient 28)
- im letzten Nutzungsjahr ist sie mit 5.250 € am höchsten
| Jahr | Abschreibung | Restbuchwert |
| 0 | 0,00 € | 21.000,00 € |
| 1 | 750,00 € | 20.250,00 € |
| 2 | 1.500,00 € | 18.750,00 € |
| 3 | 2.250,00 € | 16.500,00 € |
| 4 | 3.000,00 € | 13.500,00 € |
| 5 | 3.750,00 € | 9.750,00 € |
| 6 | 4.500,00 € | 5.250,00 € |
| 7 | 5.249,00 € | 1,00 € |
Am Ende der Laufzeit ist, wie bei der arithmetisch-degressiven Abschreibung die Maschine komplett abgeschrieben.
3. Leistungsbezogene Abschreibung
- die Abschreibung wird durch die tatsächliche Nutzung im Geschäftsjahr individuell bestimmten
- zur vollständigen Abschreibung muss die zu erwartende Nutzleistung des Gutes berücksichtigt werden
Beispiel einer Abschreibung
Die Digitaldruckmaschine im Wert von 21.000 Euro läuft voraussichtlich 19.320 Stunden während der gesamten Nutzungsdauer. Um diesen Wert glaubhaft zu erreichen müssen die tatsächlichen Werte jährlich protokolliert werden.
Am Ende von sieben Jahre sollte die Druckmaschine dann abgeschrieben sein.
6. Zusammenfassung
Jedes Unternehmen muss für sich, eine geeignete Abschreibungsmethode finden. ES GIBT KEIN ALLHEILMITTEL!
- Die Abschreibung-Methode sollte immer den jeweiligen Wertgegenständen angepasst werden.
- Sollten die Abschreibungen in der Laufzeit über den vorausgeplanten Betrag hinaus gehen, führt dies zu stillen Reserven.
- Abschreibungen dienen der Innenfinanzierung eines Unternehmens.
